Rauhnächte – Wann beginnen sie und wie erlebt Ihr sie in diesem Jahr?
Die Zeit zwischen Wintersonnenwende und Dreikönig sind für mich immer eine ganz besondere Zeit. Wie auch immer Ihr die Rauhnächte zählt, von Wintersonnenwende an oder erst ab dem 27.12., sie sind eine magische Zeit. Dunkel, auch wenn wir innerlich wissen, dass das Licht sich gewendet hat. Mit dem Fest Wintersonnenwende feiern wir die Wiedergeburt des Lichts und wissen doch, dass noch viele dunkle Nächte vor uns liegen. Meist kommt der Frost erst später, dieses Jahr habe ich es sehr genossen, dass in der ersten Rauhnacht wirklich -5 Grad war und Rauhreif über allem lag.
Ich versuche, nach Möglichkeit mir in der Zeit frei zu nehmen, jeden Tag rauszugehen, und wenn es nur ein kleiner Spaziergang ist, und mir viel Zeit für mich zu nehmen. Es ist für mich die Zeit der Jahresrückschau, auch wenn manche das in die vorgelagerten Sperrnächte legen, und der Besinnung auf das kommende Jahr. Es ist noch nicht die Zeit für Visionen, die suche ich erst an Lichtmess, es geht um innere, tief unter der Erde verborgene zarte Keime. Ich schreibe in der Zeit meine Wünsche für das neue Jahr auf. Manche machen für jede Rauhnacht einen Zettel mit je einem Wunsch und verbrennen jede Nacht einen. Um den letzten Wunsch, der übrig bleibt, muss ich mich dann selbst kümmern.
Es geht um Wurzelkraft, um die Freude am Rauhreif oder Schnee, um frische Winterluft oder auch um scheinbar leere, graue, lange Tage.
„Und dünkt die Welt dich öd und leer,
bedenk, und habe des Wandels acht,
es wächst viel Brot in der Winternacht.“
Ist ein Lied, das ich in der Zeit gerne singe und summe.
In der Zeit zwischen Wintersonnenwende und Weihnachten bin ich wie in der Schwebe, da ich meist vor dem Fest das Ritual mit meinen Ritualfreundinnen feiere und dann Weihnachten mit meiner Familie mit einem großen Essen feiere und mich ganz praktisch als Hausfrau darauf vorbereite. Klingt das Weihnachtsfest aus, bin ich freier. Zwischen den Jahren ziehe ich meistens meine Jahreskarte und treffe ein, zwei Freundinnen.
Letztes Jahr hatte ich eine schwierige Jahreskarte, mit der ich sehr gekämpft habe, den Turm. Seit fast 30 Jahren ziehe ich mit geduldiger spiritueller Disziplin meine Jahreskarte aus den großen Arkana, und doch war nie der Turm dabei. Es hat mir viele Fragen und Sorgen bereitet, was von den Dingen, die ich mir aufgebaut hatte, in diesem Jahr zusammenstürzen würde. Ich konnte zum ersten Mal die Karte nicht dauerhaft in meinem Zimmer aufhängen, habe sie immer wieder weggestellt, weggeräumt, wieder vorgeholt. Einmal habe ich in der Mitte des Jahres eine erweiterte Legung gemacht und da kam der Turm im Bild noch einmal hervor.
Real ist äußerlich wenig passiert. Es haben ein paar Beziehungen sehr gewackelt, aber es kam zu keinen Trennungen.
Meine Praxis besteht noch. Auch der Frauenritualkreis hat es trotz Corona geschafft, weiter zu bestehen. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar. Wir gehen in das dritte Jahr mit der Einführung einer Ritualkasse und wir tragen uns selbst mit allen Raumkosten. Das ist eine große Errungenschaft. Dennoch war das kleine, stille Wintersonnenwendfest in ganz kleiner Runde in meinem Wohnzimmer eine besondere Freude. Phasenweise drohte der Verein auseinanderzubrechen, bei dem ich angestellt bin.
Der Turm als Jahreskarte blieb mir dennoch unklar. Hätte ich mehr loslassen, weniger festhalten sollen? Jetzt geht es darum, die alte Jahreskarte zu verabschieden und frei zu werden für eine neue.
Wie gestaltet Ihr die Rauhnächte? Was macht für Euch diese Zeit aus? Und was ist anders in diesem Jahr als sonst?
Ich wünsche Euch tiefe Einsichten, spannende Orakel, liebevolle Treffen und eine gute Zeit der Besinnung, und werde mich immer mal melden.. Habt Ihr Lust auf einen Austausch?
Monika Molitor